WOLF-DIETRICH HERBST

  • geboren 1946 in Jena
  • Ingenieurstudium
  • begeisterter Radrennfahrer
  • verheiratet, zwei Söhne

Ich entdeckte das Malen auf Leinwand erst im Juli 2002, als ich ein besonderes Geburtstagsgeschenk für meinen älteren Sohn Alexander haben wollte. So entstand – vorerst eher als Spaß gedacht – die Idee, ihm ein Bild auf Leinwand zu schenken.

Ein künstlerisches Vorleben in dem Sinne habe ich nicht, daher war das Malen dieses Bildes eine absolute Premiere. Als Kind habe ich zwar gerne und gut mit Wasserfarben und Bleistift gemalt und später den Schaukasten meines Schachvereins mit Comics und Zeichnungen belegt, aber mehr war da auch nicht.

Ich habe als Priorität immer den Radsport gesehen. Diesen betreibe ich sehr intensiv und konnte 2002 bei der Senioren-Marathon-WM sogar den 5.Platz belegen. Ironie des Schicksals – gerade der Radsport, welcher mich nicht zum Malen kommen ließ, brachte mich dazu, nach dem Geburtstagsbild für meinen Sohn weiterzumalen; ich stürzte schwer, erlitt einen Trümmerbruch meines Schlüsselbeins und hatte so auf einmal eine Menge Zeit zum Malen.

Heute male ich zwar nicht mehr so viele Bilder wie während meiner Sportpause, aber ich habe den Pinsel seither nicht mehr aus der Hand gelegt.

Die Entstehung von mittlerweile gut 30 Bildern hat besonders bei meinem alten Freund Rudi Köpping Freude hervorgerufen, denn er selbst ist ein sehr guter und erfolgreicher Hinterglasmaler. In den 80er und 90er Jahren war ich bei der Besprechung und Entstehung vieler seiner Bilder dabei und er hätte es schon damals gerne gesehen, wenn ich bereits vor 20 Jahren gemalt hätte.

Die Motivation zu malen liegt sicherlich auch im elterlichen Erbgut. Meine Mutter hat mir aus den Jahren 1946/47 – der Zeit kurz nach meiner Geburt – ein Malbuch mit Zeichnungen und Studien hinterlassen. Diese wirken unglaublich professionell, obwohl meine Mutter damals erst 22 Jahre alt und völliger Autodidakt war.

Weshalb sie das nicht fortgeführt hat, kann ich heute nicht mehr sagen. Die Fähigkeit zu malen habe ich daher wohl ihr zu verdanken.
Deshalb bedauere ich es sehr, daß ich ihr keines meiner Bilder mehr zeigen konnte.

Ein Bild entsteht wie eine Schachposition vor meinem geistigen Auge, es entwickelt sich bevor es materiell wird.

Ein Bild spiegelt häufig das wieder, was ich irgendwann einmal wahrgenommen, im Unterbewusstsein gespeichert und verarbeitet habe.

Manchmal male ich auch spontan ein Motiv. Dieses entwickelt sich dann nicht wie vorher geplant, sondern geht ganz eigene Wege während des Malens. Dann ist es wie das Gestalten einer fremden aber dennoch vertrauten Welt.

In jedem Fall ist bei Bildern, die etwas eindeutiges und klares darstellen bzw. aussagen sollen, die geistige Vorarbeit für mich am umfangreichsten. Ich benötige für die geistige Vorarbeit etwa das Dreifache der Zeit, die ich für das eigentlich Malen letztlich brauche.

Wenn ich ein Bild umsetze, male ich jedoch nie länger als 2 Stunden non-stop. Bei rein abstrakten Bildern hingegen bin ich überzeugt, dass hier die Spannweite von Genialität über Kitsch bis hin zu Massenhysterie extrem groß ist. Ich sage das völlig unbeeinflusst und objektiv, weil ich an keiner Akademie Kunst studiert habe, sondern Maschinenbauingenieur bin und daher keinerlei Kunsttrend der Moderne verpflichtet sein könnte. Abstrakte und moderne Kunst sind ein Thema für sich, über Geschmäcker lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber wenn der Kaiser nackt ist, dann sage ich das auch ganz offen.

Mit dem abstrakten Bild „Licht hinter der Fassade“ wollte ich mir lediglich beweisen, dass ein solches Gemälde rein technisch jederzeit machbar ist. Sicher kann das Ergebnis einer solchen Kunstrichtung sehr gut aussehen. Das Kunstverständnis und das individuelle Abstraktionsvermögen sind ja sehr unterschiedlich und daher lassen sich solche Werke im Allgemeinen schwerer beurteilen. Ich habe mich sogar bemüht, dem Bildtitel zu entsprechen, indem ein Art Licht hinter dem Farbchaos hervorschaut.

Hyperabstrakte vernachlässigen ja sogar das und überlassen alles dem Zufall. Das ist nicht meine Intention. Fans des Abstrakten mögen mir im Übrigen verzeihen, wenn ich noch die Zeit angebe, in der das Bild „Licht hinter der Fassade“ entstand – es waren 26 Minuten. Ich kam nicht umhin die Zeit zu stoppen, da ich wie im Rausch malte, aber es war ein Spaß und ich werde es wieder tun.

Bei fast allen Bildern sind vorher Handskizzen mit Kuli oder Bleistift entstanden, bei einigen habe ich sogar auf Leinwand vorskizziert.

Die Acrylfarben mische ich, verwende sie so wie sie sind oder kreiere eine „Scheinmischung“ durch Überdeckung.

Alles ist möglich. Als Materialien außer dem Pinsel habe ich bisher Spachtel, Geschirrtuch, Schwamm, Zahnstocher, Ohrenstäbchen und Wattebausch verwendet. Der „Pferdekopfnebel“ ist nur mit Geschirrtuch „gemalt“, das abstrakte Bild „Licht hinter der Fassade“ hingegen nur mit Spachtel.

Mit dem Mischen ist es bei Acryl nicht so einfach, denn Acryl muss schnell verwendet werden, da es früh trocknet.

Das Malen ist sicher nicht planbar. Ich plane lediglich, ob ich weitermache – das wird ganz sicher der Fall sein. Deshalb hat die Spontaneität einen ganz anderen Stellenwert als z.B. beim Konstruieren eines Bauteils wo es mehr oder weniger auf strikte Planung und Berechnung hinausläuft.

Malen kommt doch mehr aus meinem Bauch heraus. Da ich mich sehr für Science Fiction interessiere, wird natürlich das surrealistische in meinen zukünftigen Bildern dominieren. Trotzdem werde ich es mir ab und zu nicht nehmen lassen, eine Replica oder ein verrückt abstraktes Bild zu malen.

Ich halte es in künstlerischer Hinsicht auch nach dem Star Trek Credo „..to boldly go where no man has gone before“, wobei hier tatsächlich futuristisch-wissenschaftliche Motive im Vordergrund stehen.

Das ultimative Bild habe ich jedenfalls noch nicht gemalt…